ich steh auf papier, nur auf papier,
ich leg es auf papier an, nicht in papiere,
auf papier leg ich mein wort, aus papier
mach ich mir einen flieger,
mit dem flieg ich fort:
eine welt aus papier
auf papier,
in papier, zu papier mach ich mir
ich steh auf papier, nur auf papier,
ich leg es auf papier an, nicht in papiere,
auf papier leg ich mein wort, aus papier
mach ich mir einen flieger,
mit dem flieg ich fort:
eine welt aus papier
auf papier,
in papier, zu papier mach ich mir
wer braucht farbe,
solange er papier hat?
papier
ist
– ganz offenbar –
das beste versteck
für gute gedanken
nur noch papier
sind die in sepia
ausgeblichenen
erinnerungen
hinter dem
pergamin
spinnen
netz
wasser schöpfen
papier schöpfen
verdacht schöpfen
aus der erfahrung schöpfen
kraft schöpfen
neuen mut schöpfen
frische luft schöpfen
aus der phantasie schöpfen
schöpfen
und schöpfen und
eine welt erschaffen
papier
ist die seide
des kalligraphen
Das chinesische Schriftzeichen für Papier enthält das Schriftzeichen für Seide.
die angst des dichters
vor dem weißen blatt papier
Nach einer längeren Zeit habe ich ein Projekt zu einem (ersten, vielleicht auch vorläufigen) Ende gebracht: eine Serie von Texten zum Thema Papier – auf verschiedenen Papieren (deshalb gibt’s jetzt ausnahmsweise auch Bilder). Das Büchlein als Ganzes seht Ihr unter Editionen.
papier
ist der roh
stoff, auf dem
t_räume zum leben
erweckt werden
ich lese
die Farben der Erde
auf meine Haut
in meinen Leib
die Formen der Erde
ich schreibe
ich nehme
von der Erde
die Farben meiner Haut
die Formen meines Leibes
in die Erde
ich gebe
ich komme
aus Erde, in Erde
ich gehe, ich bin
von Erde, zu Erde
ich werde
Link zu den Bildern: Vollrad Kutscher, Der weiße Traum. Verschmelzung (Seite 3-5); Infos zum Projekt auf der Webseite des Künstlers (Die Körperabdrucke auf weißem Laken waren nicht Teil der von mir besuchten Ausstellung)
Link zur Ausstellung: Die zweite HautMit diesem Text ist der Zyklus jetzt erst einmal zu Ende. Eine Gesamtübersicht über den Zyklus habe ich hier noch einmal als pdf-Datei hier zusammengestellt: Die zweite Haut – Struktur.
An manchen Tagen
wünsche ich mir
ein Kleid, in dem
ich unsichtbar
und sichtbar bin:
ein Kleid, in dem
ich in der Landschaft
verschwinde, indem
ich zu Landschaft
werde:
ein Kleid, in dem
ich schon weg und
noch da bin.
Link zu den Bildern: Wilma Hurskainen, Waves und Invisible
Link zur Ausstellung: Die zweite Haut
Wäre
mein Körper
ein Schwarm von
Vogelschwärmen, könnte
ich mich tief in mir sammeln
und bald wieder
zerstreuen
könnte ich ausschwärmen, leicht und frei –
und mein Herz würde
fliegen zu Dir und
zwitschern
Link zum Bild: Juul Kraijer, Untitled (2002)
Link zur Ausstellung: Die zweite Haut
aus dem Fluss
den Sand
aus dem Staub
das Laub
zu einem Gewand
aus einem Guss
uns zum Gedächtnis:
lose
körperlose
Körper im Wind
Kind, wie laut
schreibt ihre
Haut
an uns
ihr Vermächtnis
Link zum Bild: Esther Glück, Shapewear
Link zur Ausstellung: Die zweite Haut