ich stand spät nachts an einer Zinne:
singen hört ich ihn,
haben will ich ihn.
er schenk mir seine Minne – oder geh!
Ross und Boden ich sogleich gewinne:
fordern hört ich sie,
haben will mich sie.
von mir gibt’s keine Minne – ich geh!
Auch das nicht wirklich eine Übersetzung. Deshalb hier wieder das Original:
Ich stuont mir nehtint spâte an einer zinne,
dô hôrt ich einen rîter vil wol singen
in Kürenberges wîse al ûz der menigîn.
er muoz mir diu lant rûmen, alder ich geniete mich sîn.Nu brinc mir her vil balde mîn ros, mîn isengewant,
wan ich muoz einer vrouwen rûmen diu lant,
diu wil mich des betwingen, daz ich ir holt sî.
si muoz der mîner minne iemer dárbènde sîn.
In dieser Nachdichtung kommt beides zum Ausdruck: Die Spiegelung im Ursprungstext wie auch deine oft eingesetzte Art der parallelen und gekreuzten Gedichte, hier nicht nur textgestalterisch, sondern auch inhaltlich.
Ich bin erstaunt, wie früh schon die Menschen – auch in der Literatur schon – und wie modern eine Abneigung gegen gefühlsmäßige und wirtschaftliche Erpressung empfunden und formuliert haben.
😀