dies scheinbar taumelnd Wort

winzig klein
und bedeutungslos
mag euch umsirren
umschwirren
mein Wort

unscheinbar
dies scheinbar taumelnd Wort
in Facetten bricht vieltausend
eure Stubenwelt: es irritiert
desillusioniert
interveniert
stört

dies ganz Andere ist
nie ganz das Andere:
unverstanden dennoch
ungenießbar trotzdem
unliebsam

und doch: es kann
fliegen

inspiriert durch den Band “Fliegen” aus der wundervollen Reihe “Naturkunden” beim Verlag Matthes & Seitz

 

11 thoughts on “dies scheinbar taumelnd Wort

  1. Wie eigenartig die Koinzidenz: lese ich doch gerade die Insektopädie (#7 der Naturkunden) von Hugh Raffles, lege das Buch beiseite, um zu sehen, welche Neuigkeit bei WP das Smartphone piepsen lässt, und sehe … Fliegen!
    Zu taumeln scheint ein wenig auch dein Gedicht, zwischen wechselnden Zeilenlängen, Schwärmerei und Abscheu, zwischen Worten und Dingen. Es umschwirrt mich wie eine Fliege, macht aber zum Glück auch mal Pause uns setzt sich auf die Armlehne, um sich betrachten zu lassen, während es mich in Facetten zerlegt.
    Schön ist das geworden.

    • Dankeschön, liebe Ule! – und wie schön immer wieder diese geradezu magische Verbundenheit zwischen uns! Ja, Hugh Raffles wird im “Fliegen”-Bändchen auch fleißig zitiert (aber das kenne ich noch nicht). Ich liebe diese Reihe (zumindest die Viecherbände, vielleicht erobern mich auch irgendwann noch die Pflanzen, wer weiß?). Und diese Reihe – Du hattest es ja schon bemerkt – ist (zoo)poetologisch äußerst anregend 🙂 ! – Das “Fliegen”-Bändchen ist echt der Hammer! Ich war erst ein bisschen skeptisch, aber der Vollständigkeit halber wollte ich es natürlich haben und dann selbstverständlich auch lesen – und es lohnt sich: Das ist ein ganz großartiges Büchlein!

      • Ja, eine Kette von Glücksmomenten sind die Bücher der Naturkunden. Hast du sie etwa ALLE? Bei mir stehen jetzt an die dreißig (ein Beitrag, um unseren Buchhändler vor dem Coronaruin zu retten), die ich nach und nach genieße, die Fliegen sind auch da. Es gibt ja wirklich mutige Bände darunter, auf die ich sehr gespannt bin, zum Beispiel über Schleim oder über Bakterien.
        Die poetologische Anregung spüre ich auch, aber erstmal lese ich nur, da ich zur Zeit wieder Prosa und sehr weit entfernt von Naturkunde schreibe.

        • Neinnein, bei weitem nicht alle, ich beschränke mich zur Zeit noch auf die Tierbände. 🐑🐷🦏🦎🐸🐟🐞🦉… Und da bin ich auch noch nicht ganz bei. Aber lustig, den letzten Schwung hab ich auch sozusagen gegen Corona erworben. Wir ticken schon verdammt ähnlich.

          • Nicht, dass ich was dagegen habe … 😊, liebe Lyrifant. Und so eine Buchhändler-Rettungsaktion habe von dir schon fast erwartet.

  2. Ein Gedicht,
    “dies scheinbar taumelnd Wort
    in Facetten bricht vieltausend
    eure Stubenwelt”:
    nicht ganz unverstanden, weiter wirkend, verstanden werden wollend. Der andere Blick, das Facettenauge, der taumelnde Flug, das Störende der fremden Lebensform, unheimlich-unliebsam auch, da dem Toten zugeneigt – und uns überlegen in dem einen: es kann fliegen.

  3. So schön und leicht zu lesen… das geflügelte Wort.
    Stellte nun meinen Blog doch auf “privat” um und würde mich freuen, wenn auch du mich weiterhin dort besuchen kommst. 🙂
    Liebe Grüße von Hanne

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