Wo Gefahr ist, sang Hölderlin einst,
wächst das Rettende auch.
Und wo Rettung naht, so seh ich heut,
baut Gefahr sich auf.
Wo Gefahr ist, sang Hölderlin einst,
wächst das Rettende auch.
Und wo Rettung naht, so seh ich heut,
baut Gefahr sich auf.
Montiert aus den Hölderlin-Versen meines Hölderlin-Mantras.
Stiften aber Sommer
Und Herbst auch,
Die Gewaltigen, Gefahr –
Lieber! – was, was wäre das
Ohne –
Ihr Dichter! Rettende!
Bleibet!
Nur Einen, einen!
Das gönnt mir:
Wo aber Gesange
Wächst, ist Hoffnung
Zu reifem Leben.
Montiert aus den Hölderlin-Versen meines Hölderlin-Mantras.
Und Gefahr bleibet.
Wo aber wächst,
Was ihr Gewaltigen mir gönnt?
Das ist: die Hoffnung!
Lieber! Was aber wäre reifem Dichter
Das Rettende? –
Nur einen Herbst
(Ohne einen Sommer auch)
Leben zu Gesange
Stiften!
Gerdas wunderbare Legebilder haben mich zu gleichsam lyrischen “Legebildern” inspiriert. Das Wort-Material stammt aus meinem Hölderlin-Mantra.
Das Legen der Hölderlin-Wörter zu Lyrifant-Worten war viel schöner, als mit dem Automatengedichtautomaten die Hölderlinverse zu ‘wolfen’ – außerdem ist “Hölderlin wolfen” auch Hölderlin gegenüber keine nette Geste, und wirklich Sinnvolles kommt dabei auch nicht heraus. Also schrieb ich die Wörter auf kleine Klebezettelchen und begann sie neu zu arrangieren. Dieses Neu-Anordnen aller Hölderlin-Wörter zu neuen Texten hatte etwas ungeheuer Meditatives, was ich heute sehr genossen habe: So war ich ganz bei Hölderlin und ganz bei mir.
Einen Sommer wächst Hoffnung auch
Und einen Herbst.
Was aber mir bleibet,
Lieber! ist Gefahr.
Was wäre das Leben ohne die Dichter?
Ihr Gewaltigen,
Nur reifem Gesange
Gönnt zu stiften
Das Rettende –
Aber wo?
Vier Hölderlin-Worte sind es, die mir in dieser “dürftigen” Zeit gerade viel helfen. Sie haben in diesen Tagen ganz neue Bedeutungsdimensionen für mich gewonnen und sind mir gleichsam zu meinem täglichen Mantra geworden:
Lieber! was wäre das Leben ohne Hoffung?
Wo aber Gefahr ist, wächst
Das Rettende auch.
Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen!
Und einen Herbst zu reifem Gesange mir […].
Was bleibet aber, stiften die Dichter.
Die Verse stammen – in dieser Reihenfolge – aus dem Hyperion (1797/98), der Hymne Patmos (1803), der Ode An die Parzen (1799) und der Hymne Andenken (1803).
Ich verstand die Stille des Aethers
Der Menschen Worte verstand ich nie.
aus: Friedrich Hölderlin, Da ich ein Knabe war (1798)
ein Gott, du,
ohne Göttergefährten,
hier im Land der Frömmler –
deine Sprache Donner
und Blitz, unerhört
komm! ins Offene
(Freund! möcht ich sagen,
doch darf ich’s denn?)
hier bist du’s, ein Gott,
in den Armen des Aethers:
er dich versteht, die Götter auch
(vermag ich’s denn?)
zum 250. Geburtstag von Friedrich Hölderlin
doch wer möchte sich schon
in diesen Tagen die Lunge
aus dem Leib schrei(b)en?
in Zeiten der Atemnot aber
täte uns eine Ode
auf den Odem
not
für Friedrich Hölderlin
getürmt
lebt es sich
höher, freier auch
Darf, wenn lauter Mühe das Leben, ein Mensch aufschauen und sagen: so will ich auch seyn? Ja.
aus dem Turmtief, das
heilignah den Wassern,
steigt auf der Geist
aetherwaerts
noch ist Bewegung:
aus jeder Stufe, jedem Stein
türmeln die Verse, turmschief
vielleicht, ins Turmhohe dennoch
der Turm, ein Verlies, ein Refugium –
hier ist der Dichter
endlich allein, ganz bei sich,
einsam zwar, doch das ist der Preis:
Leben ist Tod, und Tod ist auch ein Leben.
Gedanken anlässlich der Wiedereröffnung des Hölderlinturms in Tübingen zum Auftakt des Hölderlinjahres. Mit Zeilen aus ‘In lieblicher Bläue’ (1808).