Trilogie: Minnesangs Ich-Reflexionen – da heime nicht

Ein Haiku von Meister Frauenlob

Ich suchte mich, da
vant ich min da heime nicht.
lip, wa was ich do?

Verse aus der dritten Strophe aus Lied 6 von Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob (GA XIV,28), neu verfugt zu einem Haiku – ist das nicht ein verblüffend moderner Gedanke am Ende des 13. Jahrhunderts?

Worthilfen: vant = fand; min – wörtlich: meiner, d.h. etwas von mir; da heime = daheim; lip = Leib, Leben; wa = wo; was = war; do = da, damals

Hier meine Übersetzung, die Form wahrend:

Ich suchte mich, da
fand ich nichts von mir zuhaus.
Leib, wo war ich da?