Was will ich mehr?

Du baust Nester
aus Mondschnee
und legst sie aus mit Kissen
aus Sternensilber.

Du knüpfst Teppiche
aus Lachperlen
und zauberst Geschichten
aus Sonnengold
mit Worten
aus Kristallblumen.

Du sammelst Steine
aus Lichtwolle
für mich, bunt und voller Töne
und schenkst mir einen Palast
aus Freudenstrahlen
und Liebesfeuer.

Was will ich mehr?

Heimöde

Ein Heim? Vielleicht,
aber keine Heimat.

Ein Zuhause? Vielleicht,
aber kein Nach-Hause-Kommen.

Eine Zuflucht? Vielleicht,
aber kein Fluchtpunkt für das eigene Leben.

Ein Nest? Wohl kaum –
eher ein Ast, ein Zweig zum Festhalten.

Eine Burg? Nur bedingt,
denn sie vermag der Sehnsucht nicht zu trotzen.

Ein Heim? Vielleicht,
aber keine Heimat,
vielmehr: eine Heimöde.

Ein Unterschlupf? Gewiss,
ein Unterschlupf in meinem Herzen
ein Obdach bei Nacht, bei Unwetter ein Unterstand –
mehr als Asyl,
weniger als Heimat.

Zuhause

Zuhause ist, wo Du Dein Zelt aufschlägst.
Und trotzdem
wirst Du Dich immer nach Deinem Elternhaus sehnen.

Zuhause ist, wo Du der Natur nahe bist.
Und trotzdem
wirst Du Dich immer nach den Bergen und Bäumen Deiner Kindheit sehnen.

Zuhause ist, wo Freunde sind.
Und trotzdem
wirst Du Dich immer nach den Spielgefährten Deiner Jugend sehnen.

Zuhause ist, wo Du und ich zusammen sind.
Und trotzdem
wirst Du Dich immer nach Deiner Familie sehnen.

Zuhause ist
sowohl Zuhause als auch Ersatz-Zuhause,
sowohl Zuhause als auch Schein-Zuhause,
sowohl Zuhause als auch Nicht-Zuhause.

Dein Heimweh

WISSEN um Dein Heimweh:
Das habe ich voll und ganz.

Dein Heimweh VERSTEHEN:
Das kann ich nur in Ansätzen.

Dein Heimweh ERFASSEN:
Das geht nur in Form einer Ahnung.

Dein Heimweh NACHFÜHLEN:
Das kann ich nur versuchen.

Dein Heimweh MITFÜHLEN:
Das will ich – mit allen Sinnen.

Dein Heimweh LINDERN:
Das würde ich so gerne tun, aber ich fürchte,
das ist unmöglich.

Was heißt es?

Was heißt es,
wenn man sagt:
„Du bist mein Alles.“?

Heißt das: Du bist mein Tisch, mein Stuhl, mein Bett?
Mein Ofen, mein Herd?
Heißt das: Du bist mein Himmel, mein Wasser, meine Erde?
Meine Welt, mein Universum?
Heißt das: Du bist meine Hand, mein Fuß, mein Kopf?
Mein Hemd, mein Kleid, mein Schuh?

Heißt das: Du bist meine Luft zum Atmen,
mein Fenster zur Welt,
mein täglicher Weg?

Heißt das: Du bist der Motor, der mich antreibt?
Die Energie, die mich durchströmt?
Die Kraft, die mich trägt?
Der Geist, der mich erleuchtet?

Und heißt das dann nicht auch: Du bist mein Lachen, mein Weinen?
Du bist mein Glück, mein Unglück?
Du bist meine Liebe, mein Hass?
Du bist mein Leben, mein Tod?

Oder ist das einfach nur eine dumme Redewendung?

Was ich Dir sein kann

Ich weiß:
Ich kann Dir kein Hafen sein,
aber vielleicht
ein Steg
in der Wildnis.

Ich weiß:
Ich kann Dir kein Heim sein,
aber vielleicht
eine Schutzhütte
in den Bergen.

Ich weiß:
Ich kann Dir keine Heimat sein,
aber vielleicht
ein Felsvorsprung
im weiten Meer.

Ich weiß:
Ich kann Dir kein Strohhalm sein,
der Dich vor dem Ertrinken rettet,
aber vielleicht
gemeinsam mit Dir untergehen.

Mit-Exil

Was es heißt,
im Exil zu leben,
weiß nur,
wer im Exil lebt.

Was es heißt,
mit einem Menschen zu leben,
der im Exil lebt,
weiß nur,
wer mit einem Menschen lebt,
der im Exil lebt.

Ich nenne es:
Mit-Exil.

Ohne Dich

Eine Nacht
ohne Dich
ist eine kalte Nacht.

Eine Nacht
ohne Dich
ist eine dunkle Nacht

Eine Nacht
ohne Dich
ist eine einsame Nacht.

Ein Tag
ohne Dich
ist ein kalter Tag.

Ein Tag
ohne Dich
ist ein dunkler Tag.

Ein Tag
ohne Dich
ist ein einsamer Tag.

Eine verlorene Nacht.
ein verlorener Tag,
eine Nacht, ein Tag ohne Dich.

Du bist Du

Wärst Du mein Tag,
wäre jeder Tag sonnig und warm.

Wärst Du meine Nacht,
wäre jede Nacht licht und mild.

Wärst Du mein Weg,
wäre jeder Weg einfach und bequem.

Wärst Du mein Leben,
wäre das Leben stets klar und schön.

Aber da Du bist, was Du bist,
nämlich Du,
bist Du mein Halt gebender Begleiter
durch trübe und kalte Tage,
rauhe und dunkle Nächte,
über steinige und steile Wege,
durch ein schwieriges und unsicheres Leben.

Vorsicht vor den Liebesworten

Vorsicht vor den Liebesworten,
sie übertreiben gern.
Vorsicht vor den Liebesworten,
sie verdrehen gern.
Vorsicht vor den Liebesworten,
sie blenden gern.

Vertrau lieber Worten, die
differenzieren,
relativieren,
nuancieren
und dabei versuchen, sich vorsichtig der Wahrheit zu nähern.

Vertrau lieber Worten, die
nicht wie Liebesworte scheinen,
aber Worte sind, die
von der Liebe wissen,
von der Liebe sprechen,
von der Liebe singen,
und dies
differenzierend,
relativierend,
nuancierend –
eben: vorsichtig und aufrichtig:
Vorsichtsworte von der Liebe.

Denn: Vorsicht vor den Liebesworten!
Wähle lieber Worte,
mit viel Vorsicht überlegt,
mit viel Vorsicht formuliert,
mit viel Vorsicht ausgesprochen:
Vorsichtsworte von der Liebe.