Wo Herkunft
zu tauber Erinnerung wird.
Wo Ankunft
ein stummer Wunsch bleibt.
Wo Zukunft
ein blindes Versprechen war.
Dort ist Exil.
Wo Herkunft
zu tauber Erinnerung wird.
Wo Ankunft
ein stummer Wunsch bleibt.
Wo Zukunft
ein blindes Versprechen war.
Dort ist Exil.
Mit fremden Augen
kannst du in dir
die Bilder sehen,
die die eigene Hand
nicht wagt zu malen.
Mit fremden Ohren
kannst du in dir
die Worte hören,
die der eigene Mund
nicht wagt zu sagen.
Mit fremden Sinnen
kannst du in dir
die Liebe erfahren
die das eigene Herz
nicht wagt zu fühlen.
Wie
kann ich
Dich hören,
wenn mich
Dein Wort
betäubt?
Wie
kann ich
Dich sehen,
wenn mich
Dein Anblick
blendet?
Wie
kann ich
Dich fühlen,
riechen, schmecken,
wenn mir
Deine Gegenwart
die Sinne raubt?
Bitte
töte nicht
in Deinem tiefen Schmerz
die,
die Dich liebt.
Deine Schwester hat Kummer.
Und Sorgen. Dort.
Du bist hier.
Dein Bruder ist im Gefängnis,
Deinetwegen. Dort.
Du bist hier.
Deine Mutter ist krank.
Hat Schmerzen. Dort.
Du bist hier.
Dein Vater liegt im Sterben,
vielleicht. Dort.
Du bist hier.
Exil ist Schmerz.
Der Schmerz ist
dort und hier.
Ein “Dich” für mich,
ein “mich” für Dich,
und für jeden von uns
eine Seite vom
“und”.
Und wenn wir uns trennten?
Ein “mich” für mich,
ein “Dich” für Dich,
aber wohin mit dem
“und”?
Wort zu Wort
lege ich
mich zu Dir.
Wort an Wort
schmiege ich
mich an Dich.
Wort um Wort
gebe ich
mich um Dich.
Wort für Wort
erfinde ich
Dich für mich,
erfinde ich
mich für Dich.
Wort auf Wort
baue ich
Dich auf mich
mich auf Dich,
baue ich
uns.
Schau
auf einen Augenblick
tief in mich hinein.
Lausch
auf einen Ohrenspitz
dem Klopfen meines Herzens.
Schnupper
mit kurzem Nasenrümpf
den Duft meiner Haut.
Koste
um einen Zungenschmeck
meine Seele in meinem Körper.
Fühl
nur für einen Hautspür
den Puls meiner Liebe.
Liebe geht durch den Magen,
der Darm muss sie erst einmal verdauen.
Sie setzt uns Schmetterlinge in den Bauch,
verschlägt uns den Atem.
Sie geht an die Nieren,
läuft über die Leber,
speit Blut und Galle,
wenn es sein muss.
Sie macht blind,
vernebelt das Gehirn,
trifft mitten ins Herz.
Nur mit der Milz hat sie nichts am Hut.
Mit Dir
am Berberitzensee
auf dem Feigenteppich
im Bockshornklee –
über uns
der Dattelhimmel,
an dem die Walnusssonne
hinter Mispelwolken
mit Safransaum hervorlugt –
warten wir in Quittenwonne
auf den Pistazienregen
zu vollenden
unseren Granatapfeltraum.
Mein Hals,
zurückgebogen
wie der Hals der Ud,
von Dir berührt
im warmen Schimmer ihres seidigen Klangs.
Mein Mund,
leicht geöffnet
wie der Mund der Ney,
von Dir geküsst
unter dem klaren Himmel ihrer Klage.
Meine Brüste,
aufwogend
wie die Brüste der Tar,
von Dir gestreichelt
in der glitzernden Nacht ihres Geflüsters.
Mein Herz,
klopfend
wie das Herz der Tombak,
von Dir angeschlagen
im pochenden Rhythmus des Liebesscheins.
Meine Lenden,
weit ausladend
wie die Lenden der Saz,
von Dir umfangen
im Licht ihres murmelnden Gebets.
Mein Nabel,
klein und rund,
wie der Nabel der Kamanche,
von Deinem Bogen gekitzelt
im blitzenden Glanz des Tanzes.
Meine Haut,
gespannt
wie die Haut der Daf,
von Dir zum Schwingen gebracht
im strahlenden Takt des glänzenden Mondlichts.
Mein Schoß,
offen,
wie der Schoß der Santur,
von Dir bespielt
tauchen wir ein
in den flimmernden See
der persischen Klänge.
Du kommst heim
und bist doch nie daheim.
Du fühlst Dich vielleicht heimisch bei mir –
doch einheimisch hier nie!
Bleibst Du doch zweiheimisch stets
und bist damit unheimisch – hier wie dort.