Schreibwerkstatt: Lyrik – “Frühlingsgedicht” / Problem: Zeilenbruch

Ihr Lieben, ich habe Blut geleckt und bin heute und morgen bei der “Schreibwerkstatt: Lyrik” der vhs Mainz, geleitet von Jutta Schubert. Im theoretischen Part haben wir heute Abend ein wenig über den Zeilenbruch sinniert, was in mir, als es um die erste Aufgabe ging (nämlich ein “Frühlingsgedicht” zu schreiben), sogleich ‘gearbeitet’ hat. Und so ist ein Gedichtchen entstanden, für das mir nun mehrere Möglichkeiten des Zeilenbruchs im Kopf herumspuken – und ich seh das Gedicht vor lauter Umbrüchen nicht mehr. Welche Version findet Ihr am überzeugensten und warum?

Version 1

Und wieder
ist es Frühling.
Draußen.
Drinnen
ist’s Spätwinter
noch.

 

Version 2

Und wieder
ist es Frühling,
draußen – drinnen
ist’s Spätwinter
noch.

 

Version 3

Und wieder
ist es Frühling.
Draußen. Drinnen
ist’s Spätwinter
noch.

 

Version 4

Und wieder
ist es Frühling.
Draußen.

Drinnen
ist’s Spätwinter
noch.

5 thoughts on “Schreibwerkstatt: Lyrik – “Frühlingsgedicht” / Problem: Zeilenbruch

  1. Das ist doch mal ein Problem nach meinem Geschmack ☺. Es geht dir ja offenbar um die Gestaltung dieses Wendepunktes, an allen anderen Zeilenwechseln änderst du ja nichts, obwohl man in der Lyrik einen Punkt wirklich nicht als nichts ansehen sollte. Hier scheint der Punkt aber eine vorangestellte Folgeerscheinung zu sein.
    Mir persönlich gefallen Wendepunkte besonders gut, an denen die Bezüge noch ein wenig schillern, was für den vorliegenden Fall bedeutet: eine möglichst wenig eindeutige Zuordnung von “draußen drinnen”, da sie als Worte Kontrast genug bieten.
    Da du in deinen Texten nicht auf Interpunktion verzichten magst, stellt sich für dich das Problem schwieriger, als mir in meinen weitgehend zeichenlosen Texten, da schillert’s leichter mal.

  2. Ich finde mich bei Version 4 wieder. Ich halte es so für gut und sinngemäß lesbar, inklusive Betonungen. Die Aufteilung in 2 Strophen macht es für mich optisch ansprechender und ergibt eine sinnhafte Spiegelung/Klappung: wieder – noch, Frühling – Winter, Drinnen – Draußen. Die wäre bei Version 1 auch so, allerdings wird sie durch die Unterteilung in 2 Strophen und die Lücke dazwischen augenfälliger. Gefällt mir gut! 🙂
    Liebe Grüße,
    Jo

  3. Drei Lyriker*innen, drei Meinungen! Zum Verzicht auf Satzzeichen habe ich mich bisher selten durchringen können (ebensowenig zur konsequenten Kleinschreibung), das mag das Problem, wie Ule meint, vielleicht tatsächlich einebnen:

    und wieder
    ist es frühling
    draußen drinnen
    ist’s spätwinter
    noch

    aber wie ich es auch drehe und wende, für mich löst es das Problem, glaube ich, nicht (ich kann dem Impuls, irgendetwas Trennendes einzufügen – eine Virgel, ein Spatium oder was auch immer – nur schwer widerstehen; das macht für mich auch Gabrieles Vorschlag für Version 2 schwierig). Im Augenblick ist für mich – wie für Jo – Version 4, also die Trennung in zwei Strophen, die stimmigste. Sie könnte aber vielleicht gewinnen, wenn ich Ules Überlegungen mit einwirke:

    und wieder
    ist es frühling
    draußen

    drinnen
    ist’s spätwinter
    noch

    Das ist das Schöne an Lyrik, man kann sich jeden Tag mit dem gleichen Material einen neuen Text zusammenbasteln!

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