schau mir in die Augen, Liebster
und lass dich fallen
mein Zwerchfell fängt dich auf
solltest du mein Herz verfehlen
ach, nun schütteln wir uns vor Lachen
und du rutschst mir bis in die Zehenspitzen
doch sorg Dich nicht, denn meine Venen
werden dich wieder nach oben pumpen
aber vergiss nicht, im Herzen auszusteigen
sonst steigst du mir noch in den Kopf
dort gibt es keinen Ausweg mehr, denn
zu den Ohren kommst du mir nicht heraus
musst nun für immer in mir bleiben
es sei denn, ich spreche Dich
aus
Gedicht
Tag der Arbeit
Doch noch ein kleines Liedchen zum 1. Mai!
auf die Arbeit
bei der Arbeit
von der Arbeit
ab zur Arbeit
Arbeit Arbeit
immer Arbeit
auf die Arbeit!
war da ein
Feiertag?
Schlüssel und Schloss
bist Du mein Schloss
bin ich Dein Schlüssel
bist Du verschlossen
bin ich entschlossen
Dich zu erschließen
bist Du verschlüsselt
werd ich beschließen
Dich zu entschlüsseln
schließt Du Dich ein
schließ ich Dich auf
schließt Du Dich ab
schließ ich Dich an
schließ uns zusammen
was schließen wir daraus?
Die Unverbesserlichen
gestern das Pferd hinter den Wagen
heute die Kuh vom Eis
morgen eine neue Sau durchs Dorf
auf der Kippe
wir tragen Kippa
und fühlen uns bessa
wir glauben uns gut
nie trugen wir Stern
nie trügen wir Kopftuch
schon tragen wir wieder Kreuze
in öffentliche Gebäude
wir halten gut haus
mit unserer Solidarität:
Toleranz auf der
Kippe
in den Augen meines Geliebten
in den Augen meines Geliebten
sehe ich meinen unsicheren Gang
aufrecht und stolz
gehen wir nun
in die Welt
in den Ohren meines Geliebten
höre ich meine zitternde Stimme
laut und klar
singen wir nun
in die Welt
im Herzen meines Geliebten
spüre ich mein verängstigtes Herz
in neuem Lebensmut
lieben wir uns
und vergessen die Welt
Von den Blumen in meinem Garten
für Anke zum Dank für die schöne Idee, dass es vielleicht Menschen gibt, für die Nelke ein Dichter und Mörike eine Blume ist
Was hab ich so feine Blumen
in meinem kleinen Garten:
Die Mörike blüht blau,
wenn lau der Frühling naht.
Die Günderode windet sich
und findet sich stets nah am Wasser.
Das Brentano wuchert überall,
mit einem Knall erwacht der Tieck.
Die Arnim halten sich zurück
im Blüheglück, sie warten, bis
die Schlegel knospen zart.
Bald ist’s vorbei: Der Sommer macht
in voller Pracht, dass nur noch Heine
aus allen Ritzen lacht.
Bitte an meine Eltern
Gießt immer wieder Öl ins Feuer
und seid überrascht,
dass es nun überall brennt.
Stecht mit der Nadel in den Luftballon
und seid enttäuscht,
wenn er platzt.
Hackt mir die Wurzeln ab
und seid verwundert,
dass ich nicht wachse und blühe.
Ich bin es leid,
Brände zu löschen,
Luftballons aufzublasen,
neue Wurzeln zu schlagen und
autotherapeutische Texte zu schreiben:
Hört einfach damit auf.
Bitte.
Poesie
am Wortrand
stehe ich, zitternd –
doch bereit zum
Sprung
Musterstück
unter Wortformen
such ich die eine, die passt,
mein Leben aus
zu stanzen
memento mori
spring, o Mensch,
deinen Ängsten von der Schippe
und leb
dem Tod ins Auge
und stirb
aus vollem Leben
Warteschleifen. Zweite Fassung
Die erste Fassung erschien Euch – zu Recht – etwas “spröde” und “steif”. Deshalb hier noch eine zweite Fassung.
gewartet schon viel zu oft
erwartet sehr viel mehr
aufgewartet doch gern
abgewartet stets
ein Leben lang dein Leben
verwartet
zerwartet
gewartet
worauf?