Du kommst heim
und bist doch nie daheim.
Du fühlst Dich vielleicht heimisch bei mir –
doch einheimisch hier nie!
Bleibst Du doch zweiheimisch stets
und bist damit unheimisch – hier wie dort.
Du kommst heim
und bist doch nie daheim.
Du fühlst Dich vielleicht heimisch bei mir –
doch einheimisch hier nie!
Bleibst Du doch zweiheimisch stets
und bist damit unheimisch – hier wie dort.
Ein Heim? Vielleicht,
aber keine Heimat.
Ein Zuhause? Vielleicht,
aber kein Nach-Hause-Kommen.
Eine Zuflucht? Vielleicht,
aber kein Fluchtpunkt für das eigene Leben.
Ein Nest? Wohl kaum –
eher ein Ast, ein Zweig zum Festhalten.
Eine Burg? Nur bedingt,
denn sie vermag der Sehnsucht nicht zu trotzen.
Ein Heim? Vielleicht,
aber keine Heimat,
vielmehr: eine Heimöde.
Ein Unterschlupf? Gewiss,
ein Unterschlupf in meinem Herzen
ein Obdach bei Nacht, bei Unwetter ein Unterstand –
mehr als Asyl,
weniger als Heimat.
Zuhause ist, wo Du Dein Zelt aufschlägst.
Und trotzdem
wirst Du Dich immer nach Deinem Elternhaus sehnen.
Zuhause ist, wo Du der Natur nahe bist.
Und trotzdem
wirst Du Dich immer nach den Bergen und Bäumen Deiner Kindheit sehnen.
Zuhause ist, wo Freunde sind.
Und trotzdem
wirst Du Dich immer nach den Spielgefährten Deiner Jugend sehnen.
Zuhause ist, wo Du und ich zusammen sind.
Und trotzdem
wirst Du Dich immer nach Deiner Familie sehnen.
Zuhause ist
sowohl Zuhause als auch Ersatz-Zuhause,
sowohl Zuhause als auch Schein-Zuhause,
sowohl Zuhause als auch Nicht-Zuhause.
WISSEN um Dein Heimweh:
Das habe ich voll und ganz.
Dein Heimweh VERSTEHEN:
Das kann ich nur in Ansätzen.
Dein Heimweh ERFASSEN:
Das geht nur in Form einer Ahnung.
Dein Heimweh NACHFÜHLEN:
Das kann ich nur versuchen.
Dein Heimweh MITFÜHLEN:
Das will ich – mit allen Sinnen.
Dein Heimweh LINDERN:
Das würde ich so gerne tun, aber ich fürchte,
das ist unmöglich.
Ich weiß:
Ich kann Dir kein Hafen sein,
aber vielleicht
ein Steg
in der Wildnis.
Ich weiß:
Ich kann Dir kein Heim sein,
aber vielleicht
eine Schutzhütte
in den Bergen.
Ich weiß:
Ich kann Dir keine Heimat sein,
aber vielleicht
ein Felsvorsprung
im weiten Meer.
Ich weiß:
Ich kann Dir kein Strohhalm sein,
der Dich vor dem Ertrinken rettet,
aber vielleicht
gemeinsam mit Dir untergehen.
Was es heißt,
im Exil zu leben,
weiß nur,
wer im Exil lebt.
Was es heißt,
mit einem Menschen zu leben,
der im Exil lebt,
weiß nur,
wer mit einem Menschen lebt,
der im Exil lebt.
Ich nenne es:
Mit-Exil.