für Friedrich Hölderlin
getürmt
lebt es sich
höher, freier auch
Darf, wenn lauter Mühe das Leben, ein Mensch aufschauen und sagen: so will ich auch seyn? Ja.
aus dem Turmtief, das
heilignah den Wassern,
steigt auf der Geist
aetherwaerts
noch ist Bewegung:
aus jeder Stufe, jedem Stein
türmeln die Verse, turmschief
vielleicht, ins Turmhohe dennoch
der Turm, ein Verlies, ein Refugium –
hier ist der Dichter
endlich allein, ganz bei sich,
einsam zwar, doch das ist der Preis:
Leben ist Tod, und Tod ist auch ein Leben.
Gedanken anlässlich der Wiedereröffnung des Hölderlinturms in Tübingen zum Auftakt des Hölderlinjahres. Mit Zeilen aus ‘In lieblicher Bläue’ (1808).
Du verstehst ihn gut in seinem Turmleben, nicht wahr? Und wenn du Verse “türmelst” – von Stufe zu Stufe … ich glaub, ich zieh um.
Nah fühl ich mich ihm, ob ich ihm nah bin, vermag ich nicht zu sagen. Und die Turmgedichte sind mir bis heute fremd geblieben (und auch sein lyrisches Werk davor verstehe ich bei weitem nicht immer). Hinzu kommt: Es besteht bei solchen Anverwandlungen ja immer auch Missbrauchsgefahr, dies sogar dann, wenn man ihn ‘nur’ als poetologische Denkfigur ‘Dichter im Turm’ zu fassen versucht. Aber als diese begleitet Hölderlin mich seit meiner Jugend.
Das Problem der Missbrauchsgefahr war mir auch bei meinen Für- und Widerworten stets bewusst – ich fühlte mich nie ganz sicher dabei.
Trotzdem finde ich diese Form der Auseinandersetzung sehr, sehr reizvoll.
P.S. Aber wir zwei zusammen im Turm – das wär doch nett!
Stimmt. Kann ich mir auch gut vorstellen 🙂
Ich muss Peter Härtlings Hölderlin dringend wieder lesen. Dein wunderbares Gedicht hat mich sehr nachdenklich gemacht. Es hat in mir viel ausgelöst, worüber ich nachdenken muss.
Liebe Grüße
Gabriele
Liebe Gabriele, ich wünsche Dir frohe und gute Gedanken! Härtling wieder zu lesen, ist eine gute Idee. Liebe Grüße und eine gute Nacht!