Ein Kleid aus
meiner Haut auf
meiner Haut: zieh
ich es aus, bin ich
nackt, zieh ich es an,
bin ich außen
wie innen
nackt.
Link zu den Bildern: Alba d’Urbano, Il Sarto Immortale
Link zur Ausstellung: Die zweite Haut
Ein Kleid aus
meiner Haut auf
meiner Haut: zieh
ich es aus, bin ich
nackt, zieh ich es an,
bin ich außen
wie innen
nackt.
Link zu den Bildern: Alba d’Urbano, Il Sarto Immortale
Link zur Ausstellung: Die zweite Haut
Der Text irritiert mich in seinem scheinbaren Widersinn, wirkt gegen die Logik gebürstet. Ich überlege, was nackter als nackt sein könnte: schlimmer als nackt? Vorausgesetzt, man versteht nackt als etwas schlimmes, verletzlich oder ausgesetzt sein.
Irritieren soll der Text ja auch – aber: Es ist immer wieder faszinierend, mit welcher Zielsicherheit Du den Finger auf die Verse legst, mit denen ich noch hadere. “mehr als / nackt” schien mir besser als “doppelt / nackt” oder “nackt und / nackt” – aber für diese doppelte Nacktheit die treffende und gleichzeitig eine poetisch stimmige Formulierung zu finden, scheint mir auch mit diesem “mehr als” noch nicht wirklich gelungen. Das macht mir Deine Nachfrage jetzt noch deutlicher…
Diese doppelte Nacktheit, die bei diesem Gedankenexperiment entsteht, ist eine innere und eine äußere Nacktheit – die innere wäre bei jedem Kleid gegeben, aber die äußere tritt bei dieser Art imaginierten Kleides noch hinzu. Deshalb überlege ich, ob ich es dann vielleicht besser so fassen sollte: “bin ich innen / und außen / nackt” (die Variante “bin ich innen nackt / und außen / nackt” würde ich aus rhythmisch-klanglichen Erwägungen heraus verwerfen, obwohl ich die erste Zeile davon stärker fände als nur “innen” – vielleicht ein anderes Adjektiv? – wobei “bloß” hier nicht passt, finde ich). Hm, ich überlege noch weiter…
Da ich momentan eher bodenständig und vollständig bekleidet Tapeten abkratze, werde ich mir über das Nacktheitsproblem nach Feierabend weiter Gedanken machen.
Tapeten gäben sicher auch interessante Gewänder ab… 🙂 – dann jetzt aber erst einmal viel (Tat)Kraft fürs Renovieren…
Oh ja, Tapeten mit Hautmuster zum Beispiel. Meine heutigen sind leider matschig – nass und klebrig – nichts, in das ich mich gerne kleiden würde.
Bis später alsdann.
Wirklich schwieriges Problem, eher philosophisch als poetisch vielleicht: ich würde für mich dein Verständnis von “normaler” Nacktheit bei “jedem Kleid” genau andersherum sehen-das wäre für mich die äußere. Hinzu käme die andere, die innere. Die äußere hätte in solchem Kontext mit Entblößung zu tun, die innere hingegen mit Sichausliefern, Verletzlichkeit. Eher nicht wie durch eine zusätzliche, sondern durch eine schmerzhaft gewendete Haut.
Ich glaube, wenn du dir in der Sache klar bist, wird sich auch eine sprachliche Lösung finden.
Ja, außen und innen bekommen hier jeweils doppelte Qualität – ich lass es jetzt erst einmal ruhen, vielleicht gelingt mir später eine noch stimmigere Version. Vom künstlerischen Objekt her gedacht finde ich es jetzt so erst einmal akzeptabel…