Mit dem neunzehnten Impuls – „wählt 10 buchtitel und nutzt ausschließlich diese wörter für ein gedicht“ – habe ich mir einen lang gehegten Wunsch erfüllt: Schon immer wollte ich eine Collage aus Buchtiteln machen… Und so stellte ich mich nun vor mein Bücherregal – doch je nachdem, wo ich stand und sammelte, kam etwas anderes heraus. Und jetzt kann ich mich einfach nicht entscheiden… und so bekommt Ihr heute drei “Gedicht-Versuche” (richtige Gedichte sind es wohl noch nicht…). Noch hänge ich an den Titeln selbst, es ist mir leider noch nicht gelungen, mich von ihnen zu lösen und nur das Wortmaterial zu benutzen, wie Sophie es vorschlägt. Falls da noch was in Gang kommt, werde ich es einfach dazustellen…
Versuch 1 – vor dem Lyrik-Regal:
berührte orte
ich steh auf den treppen des winds
auf wolkenbürgschaft
wind und gras
so knallvergnügt
herz über kopf
die hand voller stunden
wintergrün
in meinen träumen läutet es sturm
ruf zurück die vögel
Dies also ein Gedicht aus den Titeln der folgenden Gedichtbände:
- Ulrike Draesner: berührte orte
- Rolf Bossert: Ich steh auf den Treppen des Winds
- Hilde Domin: Auf Wolkenbürgschaft
- Wind und Gras. Moderne koreanische Lyrik
- So knallvergnügt. Hundert Gedichte über das Glück
- Ulla Hahn: Herz über Kopf
- Paul Celan: Die Hand voller Stunden
- Doris Runge: wintergrün
- Mascha Kaleko: In meinen Träumen läutet es Sturm
- SAID: Ruf zurück die Vögel
Versuch 2 – vor den Romanen:
aufbruch
transit. kein ort. nirgends.
zwischen zwei scheiben glück:
rot die wand. das ungeheuer.
das blaue licht
an der biegung des großen flusses:
novemberinsel
Dieses Gedicht ist montiert aus folgenden Roman-Titeln:
- Ulla Hahn: Aufbruch
- Anna Seghers: Transit
- Christa Wolf: Kein Ort. Nirgends
- Irene Dische: Zwischen zwei Scheiben Glück
- Uwe Timm: Rot
- Marlen Haushofer: Die Wand
- Terézia Mora: Das Ungeheuer
- Hertha Kräftner: Das blaue Licht
- V. S. Naipaul: An der Biegung des großen Flusses
- Eveline Hasler: Novemberinsel
Versuch 3 – vor dem Iran-Regal
Kelidar
Vergesst Deutschland! Hier ist Iran!
Das Land, in dem meine Eltern umgebracht wurden.
Dein Name: Kelidar. Landschaften einer fernen Mutter.
Jene Tage: Außenhaut, Binnenträume.
Wo ich sterbe ist meine Fremde.
Nachts ist es leise in Teheran.
Dieses Gedicht ist montiert aus folgenden Titeln:
- Mahmud Doulatabadi: Kelidar
- Navid Kermani: Vergesst Deutschland. Eine patriotische Rede
- Hier ist Iran! Persische Lyrik im deutschsprachigen Raum
- Parastou Forouhar: Das Land, in dem meine Eltern umgebracht wurden
- Navid Kermani: Dein Name
- SAID: Landschaften einer fernen Mutter
- Forugh Farrochsad: Jene Tage. Gedichte
- SAID: Außenhaut, Binnenträume. Gedichte
- SAID: Wo ich sterbe ist meine Fremde
- Shida Bazyar: Nachts ist es leise in Teheran
Versuch 4 – nochmal vor dem Lyrik-Regal (siehe oben), aber nur mit dem Sprachmaterial
wintertraum
in meinen träumen berührte
ich den wind die vögel
auf wolkenruf sturm
auf den treppen voller
stunden knallkopfüber
zurück ins gras, wintergrün
mein herz läutet: ich steh auf
das ist richtig klasse geworden!
ich habe deine gedichte voll begeisterung gelesen!
liebe sabine, mir gefälltes sehr, was du aus den worten zauberst!
herzlichst
gabriele
… Ich wünsche viel Vergnügen beim weiter entwickelt*lächel und liebe Grüße
ja ja, diese worte schreiben sich fast selbst, das ging mir auch so
Wunderbare Idee mit verblüffend poetischer Wirkung!
Na, so ganz poetisch find ich die Texte noch nicht… ich warte noch auf bessere Inspiration. Aber schon mal danke!